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Hitze auf der Baustelle - Wie es erträglicher wird

Der Sommer ist da, nicht nur kalendarisch, sondern auch von den Temperaturen her. Zusätzlich zu den hohen Temperaturen weht ein trockener Wind. Jetzt ist ausreichender Schutz vor Hitze auf dem Bau unverzichtbar. Ansonsten kann im schlimmsten Fall ein Kreislaufkollaps drohen. Mit ein paar einfachen Tipps kann einer akuten Gefährdung jedoch entgegengewirkt werden.

Gefährliche Hitze

Nicht nur UV-Strahlen sind schädlich. Hohe Temperaturen belasten den Körper stark und beeinflussen den Kreislauf. Schafft es der Körper nicht mehr, diesen stabil zu halten, droht ein Hitzeschlag oder sogar ein Kreislaufkollaps. Zudem erhöht Hitzestress das Risiko für Unfälle am Arbeitsplatz erheblich, da die Konzentration bei hohen Temperaturen schnell abnimmt. Satte 7% steigt die Unfallrate bei Temperaturen über 30°C!

Der beste Schutz ist es, die Arbeit in der prallen Sonne zu meiden. Doch das ist, besonders auf Baustellen und bei Strassenarbeiten, oft nicht möglich. Diesen sogenannten "Hitzearbeiten" sind deshalb besondere Aufmerksamkeit zu schenken und bedürfen einer besseren Tagesplanung als andere Tätigkeiten. Hier erhalten Sie wichtige Tipps und wirksame Hilfsmittel gegen die anrollenden Hitzewellen.

 

Tipps zum Abkühlen

Schutz von aussen

Hier empfiehlt es sich für anstrengende Tätigkeiten, wie z.B. Strassenbau, die Arbeitszeitverlagerung in kühlere Tageszeiten zu verlegen, um vor allem zusätzliche Wärmequellen zu minimieren. Ist das arbeitstechnisch nicht möglich, ist die Nutzung von Schattenspendern und eine Klimatisierung empfehlenswert. Ein Schirm mit UV Schutz oder eine Klimaanlage in der Fahrerkabine kann schon erhebliche Abhilfe schaffen.

Schutz von Innen

Es gilt, sehr anstrengende Arbeiten möglichst zu vermeiden. Dies kann mit Minderung der Arbeitsbelastung durch Hilfsmittel erreicht werden. Zusätzlich sollten öfters Pausen eingelegt werden. Als Faustregel gilt bei Temperaturen ab 32°C zusätzliche Pausen von 5 bis 10 Minuten alle 1 bis 2 Stunden. Diese Pausen zählen als Arbeitszeit! Ausserdem sollte auf "schwere Mahlzeiten", vor allem in der Mittagspause, verzichtet werden, da diese den Körper zusätzlich belasten.

Erleichterung der Wärmeabgabe

Unter Erleichterung der Wärmeabgabe versteht man, die Hitzebelastung im Körper zu minimieren. Diese Minderung erreicht man zum Beispiel mit einem angefeuchteten Nackenschutz. Den Nackenschutz kann man an fast jedem Helm befestigen. Wichtig ist es auch, in den Pausen eine kühlere Umgebung im Schatten aufzusuchen. Aber auch Ventilatoren sorgen für eine zusätzliche, kühlende Luftbewegung. Aber Achtung: bei Ventilatoren oder Durchzug können schnell Halsschmerzen, Muskelschmerzen in Nacken und Schultern oder sogar Erkältungen die Folge sein.

Sicherstellung der Flüssigkeitszufuhr

Durchschnittlich verliert ein Mensch zwischen zwei bis drei Liter Flüssigkeit am Tag. Im Sommer erhöht sich der Trinkbedarf durch vermehrtes Schwitzen nochmal massiv. Genügende Flüssigkeitszufuhr ist deshalb unabdingbar. Bei starken Schwitzen verliert man zusätzlich Elektrolyte wie Natrium und Magnesium. Diese sollten unbedingt wieder ausgeglichen werden. Am besten ist dies mit einer Kombination aus Mineralwasser und Fruchtsäften möglich. Mit dem Mischungsverhältnis zwei Drittel Mineralwasser und ein Drittel Apfelsaft oder anderen Fruchtsäften liegt man goldrichtig und erreicht das ideale Ergebnis, um den Körper vor Dehydration zu bewahren. 

Bier ist keine Lösung

Gerade im Sommer trinken viele Menschen als Durstlöscher gerne ein Bier. Aber Achtung: Kurzfristig ist es zwar erfrischend, auf Dauer entziehen alkoholische Getränke dem Körperkreislauf aber viel Flüssigkeit. Das kann, gerade wenn man stark schwitzt, eine zusätzliche Belastung für den Körper sein.

Faustregeln

Die richtige Trinkmenge

Die Standard-Formel für die optimale Trinkmenge kann einfach errechnet werden. Bei normaler Tätigkeit rechnet man: Kilogramm Körpergewicht x 35 Milliliter Flüssigkeit, pro 24 Stunden. Bei einem Gewicht von 80 kg sind das 2,8 Liter pro Tag. Zusätzlich sollte die Menge, die geschwitzt wird, auch mit Trinkwasser wieder ausgleichen werden. Je stärker man schwitzt, desto mehr muss also getrunken werden. Mindestens 3 bis 6 Liter sind an sehr heissen Tagen zu empfehlen.

Achtung: Laut Arbeitsgesetz ist der Arbeitgeber dazu verpflichtet, zum Schutz der Gesundheit der Arbeitnehmer alle Massnahmen zu treffen, die notwendig und angemessen sind. Das beinhaltet die kostenlose Versorgung mit Trinkwasser! Das Trinkwasser muss dabei hygienisch einwandfrei und in ca. 100 Meter Umgebung erreichbar sein. Wenn das nicht möglich ist, beispielsweise beim Strassenbau, muss abgefülltes Trinkwasser in Flaschen zur Verfügung stehen. 

Mittagszeit erkennen

Am Mittag ist es nicht unbedingt am wärmsten, jedoch ist die UV-Strahlung zu dieser Zeit am höchsten. Dann sollte die direkte Sonneneinstrahlung gemieden werden. Als einfach zu merkende Faustregel hilft: Wenn der eigene Schatten kleiner ist als die Körpergrösse, dann ist die Gesundheitsgefahr besonders hoch. Zwischen 12 und 14 Uhr sollte der Grossteil der Arbeiten in den Schatten verlegt werden. Dann ist maximaler Schutz angesagt.

Grundsätzlich sind bei Arbeiten zwischen 11 und 16 Uhr besondere Vorsicht geboten. Wichtig ist ausserdem, möglichst viele Teile des Körpers mit Kleidung (welche im besten Fall einen UV-Schutzfaktor enthält) zu bedecken. Auf keinen Fall sollte man also "oben ohne" arbeiten! Zusätzlich kann ein Hut oder Helm mit Stirnblende und Nackenschutz und eine Kühlweste Abhilfe schaffen. 

Pflichten des Arbeitgebers

Wie bereits oben erwähnt, hat der Arbeitnehmer einige Pflichten zu erfüllen. Er ist vollumfänglich für die Gesundheit seiner Angestellten verantwortlich. Dazu gehören die folgenden Schutzmassnahmen in der Sommerzeit:

  • Die Bauarbeiter müssen über die Gefahren von Sonne, Hitze und Ozon informiert werden

  • Schutzmittel (angemessene Kleidung, Nackenschutz, Sonnencreme etc.) und genug Wasser bereitstellen

  • Pausenstandorte im Kühlen und Beschattungen wie Sonnensegel/Schirme etc. organisieren

  • Die Arbeitsorganisation den Temperaturen anpassen (harte Arbeit am Morgen, zusätzliche und längere Pausen, körperlich belastende Arbeiten eingrenzen)

  • bei Temperaturen ab 32°C zusätzliche Pausen von 5 bis 10 Minuten alle 1 bis 2 Stunden gewähren. Diese Pausen zählen als Arbeitszeit

  • Erste Hilfe garantieren und die Überwachung der Bauarbeiter auf Anzeichen von gesundheitlichen Beeinträchtigungen sicherstellen

Wenn diese Massnahmen nicht ausreichen, um sicher arbeiten zu können, muss die Baustelle geschlossen werden!

Maximum an Erträglichem

Trotz dieser Pflichten zeigt die Realität jedoch ein anderes Bild. Kürzlich rollte die erste Hitzewelle dieses Jahres über die Schweiz. Dabei ereignet sich gleich mehrere schwere Arbeitsunfälle in nur zwei Tagen bei Temperaturen von 32 - 35°C. Laut Medienberichten waren alles Folgen von Hitzeschlägen und Dehydrierung. 

In der Schweiz gibt es leider kein gesetzliches "Hitzefrei". Das heisst, grundsätzlich muss, wenn vom Arbeitgeber angeordnet, gearbeitet werden. Wer sich widersetzt, kann im schlimmsten Fall eine Kündigung riskieren. Die SUVA und UNIA setzen sich jedoch stark für eine Gesetzesänderung oder zumindest ein Umdenken beim Arbeitgeber ein. Mit der Klimaerwärmung werden künftig Temperaturen über 32°C keine Seltenheit mehr sein.

Die SUVA sowie die UNIA empfehlen deshalb Arbeiten bei 35°C zu unterbrechen, resp. komplett einzustellen, wenn ein solcher Hitzetag ansteht. Hier sind auch Bauunternehmer in der Pflicht, Endtermine einer Baustelle nach hinten zu schieben, da diese immer öfters viel zu knapp berechnet werden. Die UNIA diskutiert aktuell mit mehreren Parlamentarier:innen über Vorstösse in diesem Bereich, um schnellstmöglich eine Lösung durchsetzen zu können. Damit die Arbeiter bei solchen Temperaturen künftig besser geschützt werden können.

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